Dragan wuchs bis zu seinem siebten Lebensjahr mit seiner Mutter, seinem Vater und zwei jüngeren Brüdern auf. Es waren schwierige Jahre. Sein Vater trank Alkohol und war aggressiv, besonders Dragan gegenüber. Seine Mutter beschützte ihn nicht, sondern ging zeitweise einfach weg. Dragan musste sich um seine beiden jüngeren Brüder kümmern, womit er überfordert war. Mit sieben Jahren kam er in eine Pflegefamilie.
Es folgten vier höllische Jahre. Dragan erlebte sowohl körperlichen als auch psychischen Missbrauch. Danach wurde er kurz bei einer anderen Pflegefamilie untergebracht, bevor er in eine dritte Familie verlegt wurde. Hier fand er endlich Ruhe und erlebte zum ersten Mal eine echte familiäre Atmosphäre.
Leider musste er diese Familie verlassen, als er achtzehn wurde. Dragan hatte keinen Ort, wo er hinkonnte und verbrachte zwei Jahre lang auf der Straße. Obwohl Menschen ihm ab- und an mal eine Unterbringung anboten und Essen gaben, war diese Zeit die schwierigste seines Lebens. Jeder Tag war ein Kampf ums Überleben. Zeitweise hatte er mehrere Tage nichts zu essen und musste unter schrecklichen Bedingungen schlafen.
Ein Fernsehteam fand ihn in einem kalten Raum und berichtete von seiner Geschichte. Die Mitarbeiter vom Haus der Chance sahen den Fernsehbericht und wollten helfen. Sie setzten sich mit Dragan in Verbindung und im Februar 2017 kam er in das Haus der Chance in Niš.
Dragan sagt oft, der Einzug in das Haus war ein ganz besonderer Moment, da es für ihn wie eine persönliche Erlösung war. Hier fühlte er sich willkommen und hatte die Unterstützung und Hilfe des Teams und der anderen jungen Leute.
Dragan hat jetzt eine Arbeitsstelle, was ein großer persönlicher Erfolg für ihn ist. Er hat kochen gelernt und kann inzwischen besser für sich sorgen. Er kommt mit anderen Leuten aus und ist fröhlich und kommunikativ. Jeden Tag lernt er im Haus der Chance etwas Neues.
Obwohl er viel lächelt, kann Dragan sehr emotional sein und hat Tränen in den Augen, wenn er über sein Leben und den Einzug in das Haus der Chance spricht. Er sagt: „Ich habe das Gefühl, dass das Haus der Chance tatsächlich mein Zuhause ist und dass diese Leute meine Familie sind.“ Sein Ziel ist es, genug zu verdienen, um unabhängig leben zu können und eines Tages eine eigene Familie zu haben, denen er die Liebe und Unterstützung geben kann, die er als Kind nicht hatte.